Isnyer Nacht der Ausbildung: Gemeinsames Engagement für den Nachwuchs

Um dem Nachwuchsproblem zu begegnen haben sich Isnyer Unternehmen zusammengetan und veranstalten gemeinsam am Donnerstag, 6. Oktober zum ersten Mal die „Isnyer Nacht der Ausbildung“. An nur einem Abend - von 16 bis 21 Uhr - haben Berufseinsteiger die Chance 27 Betriebe und 56 Ausbildungsberufe an sechs Standorten kennenzulernen.

Wie sich aus der Idee das neue Informationsformat entwickelte, berichten Hannah Briechle vom Isnyer Lebensmittelgroßhändler Früchte Jork, Hannah Jocham, Assistenz der kaufmännischen Ausbildungsleitung bei Dethleffs, und Katrin Mechler von der Isny Marketing GmbH (IMG) und der Geschäftsstelle Isny Aktiv. Das Gespräch führte Christiane Brockhoff von der IMG.

Wie entstand die Initiative ein neues Informationsangebot für Schulabgänger zu schaffen?

Hannah Jocham: Immer mehr Isnyer Firmen veranstalteten 2022 selbständig unterschiedliche Azubi-Events. Bei Früchte Jork gab es den „Azubi-Tag“ und bei Dethleffs den „Tag der Ausbildung“. Darüber kamen die beiden Firmen ins Gespräch und tauschten sich zu Anmeldungen, Abläufen und über aktuelle Bewerbungen aus. Auf Seiten von Früchte Jork waren daran Klaus Butscher (Kaufmännischer Leiter), Stefan Sutter (Fuhrparkleiter und künftiger Ausbildungsleiter) und Hannah Briechle beteiligt, von Dethleffs waren Alwin Zengerle (Gewerblicher Ausbildungsleiter), Nadia Bellout (Kaufmännische Ausbildungsleitung) und ich involviert. Wir haben festgestellt, dass beide Betriebe ähnliche Erfahrungen machen: der Bedarf an Nachwuchs ist sehr hoch und gleichzeitig nimmt die Anzahl an Bewerbern immer mehr ab, auch die Qualität der Bewerbungen lässt nach.

Hannah Briechle: Nach und nach entstand aus diesen Gesprächen dann die Idee eine große gemeinsame Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Um junge Menschen besser anzusprechen, sollte es eine Abendveranstaltung werden, an der sich möglichst viele Betriebe aus Isny beteiligen.

Hannah Jocham: Mit dieser Idee wendeten wir uns an die Karrierebegleiterin der Verbundschule Isny, Frau Zapf, an Herrn Hellmann von der Kinder- und Jugendarbeit Isny und an Katrin Mechler von der Isny Marketing GmbH. Alle waren begeistert und deshalb haben wir beschlossen, den Versuch zu wagen, mit allen anderen Isnyer Betrieben ein Konzept aufzustellen.

Von der Idee zur Veranstaltung – wie entwickelte es sich?

Hannah Briechle: Über den Newsletter des Isnyer Stadtmarketings erhielten alle Isnyer Betriebe eine erste Information zu unserer Idee. Erstaunlicherweise waren gleich von Anfang an viele Betriebe von der Idee angetan und haben sich zur Informationsveranstaltung angemeldet. Dabei hatten die Betriebe die Möglichkeit sich über den aktuellen Stand zu informieren und Fragen zu stellen.  

Hannah Jocham: Dann haben sich zwei Teams gegründet: ein Organisationsteam und ein Marketingteam, das von der Isny Marketing GmbH unterstützt wird. In einem nächsten Schreiben konnten sich die Isnyer Betriebe offiziell anmelden. Das Organisationsteam hat parallel mit der Planung des Ganzen angefangen. Zuerst wurde ein Fahrplan erstellt. Nach und nach hat sich dann ergeben, was alles benötigt wird und was die nächsten Schritte sind. Als die Rahmenbedingungen standen, begann das Team Marketing mit der Gestaltung von Flyern, Bannern usw.

Frau Mechler, warum ist aus Ihrer Sicht die Idee zur Nacht der Ausbildung unter Isnyer Betrieben so gut angekommen und wie unterstützt die IMG die Veranstaltung?

Katrin Mechler: Viele Unternehmen in Isny und sicher auch in anderen Orten haben ein Nachwuchsproblem. Doch anstatt, dass sich jeder für sich mit diesem Problem herumschlägt, gehen die Isnyer Unternehmen auf kreative Weise damit um und tun sich zusammen. Eine große gemeinsame Veranstaltung hat für alle Betriebe, große wie kleine, nur Vorteile. Man teilt sich den Aufwand und die Kosten, gleichzeitig erreicht man deutlich mehr junge Menschen als bei mehreren kleinen Einzelveranstaltungen. Das haben die teilnehmenden Betriebe erkannt und sie lassen sich auf den Versuch ein. Diese Initiative wird sowohl von Isny Aktiv e.V. als auch von der IMG unterstützt, denn uns liegt die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Isny am Herzen und Eigeninitiative ist ein wichtiger Teil davon. Als Teil des Marketingteams koordinieren wir Werbemaßnahmen im On- und Offlinebereich, unterstützen bei der Produktion von Flyern etc., übernehmen die Pressearbeit und unterstützen beim Organisatorischen. Mich persönlich hat dieses Engagement der Firmen absolut begeistert und ich freue mich sehr, in diesem Team, das Isny vorwärtsbringt, mitzuarbeiten. Gemeinsam kommt man einfach besser voran!

Wie viele und welche Betriebe präsentieren sich am 6. Oktober?

Hannah Briechle: Insgesamt sind 27 Betriebe dabei. Darunter sind große, internationale tätige Unternehmen genauso wie kleine Handwerksbetriebe, Pflegeeinrichtungen und gastronomische Betriebe. Sie sind verteilt auf sechs Standorte, an denen Berufseinsteiger die Chance haben, auf einen Schlag gleich mehrere Unternehmen kennenzulernen: in der Seidenstraße, am Gewerbehof, an den Gewerbegebieten Achener Weg, Mittelösch und Ziegelstadel und in der Kastellstraße.

Welche Ausbildungsberufe werden vorgestellt?

Hannah Jocham: Insgesamt 56 verschiedene Berufe werden vorgestellt und die Angebote sind genauso vielfältig wie die Isnyer Unternehmen, die mitmachen. Sie umfassen die Bereiche Mechanik, Marketing, Logistik, Informatik, Akustik, Design, Landschaft, Pflege, Bautechnik, Hotellerie, kaufmännische Bereiche und viele mehr. Einige Firmen stellen gezielt nur einen, andere stellen mehrere Berufe vor. An den sechs Standorten lassen sich so viele verschiedene Berufe kennenlernen.

Was erwartet die Berufseinsteiger sonst bei der Nacht der Ausbildung?

Hannah Briechle: Die Berufseinsteiger können allein oder mit ihren Eltern die Standorte, die 27 Betriebe und deren Ausbildungsberufe erleben und spannende Einblicke vor Ort gewinnen. So kann man sich das Berufsleben gleich viel besser vorstellen und es stellt vielleicht sogar eine Alternative zu Praktika dar. Um die sechs Standorte zu erreichen, sind zwei Busshuttles unterwegs. Man kann sie aber auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß gut erreichen.

Hannah Jocham: Die Teilnehmerinnen erwartet an einigen Ständen außerdem ein interaktives Programm. Die Idee ist, dass die jungen Menschen die Berufe anhand von kleinen Projekten praktisch ausprobieren können. Die Praxis steht an diesem Abend im Vordergrund und nicht die Informationsflut der einzelnen Austeller.

Was unterscheidet die Nacht der Ausbildung von anderen Informationsbörsen?

Hannah Briechle: Bei der Nacht der Ausbildung nehmen ausschließlich Isnyer Unternehmen teil und die Jugendlichen haben die Chance mehr und ganz unterschiedliches Personal der Betriebe kennenzulernen, nicht nur Ansprechpartner an einem Info-Stand. Die Produkte bzw. Dienstleistungen der Betriebe und die Ausbildungsangebote werden darüber hinaus viel praxisnaher vorgestellt.

Hannah Jocham: Dadurch, dass sich kleinere Unternehmen am Standort größerer präsentieren, ist es zwar nicht möglich jedes Firmengelände, jede Produktionsstätte oder die Büros aller 27 Unternehmen kennenzulernen. Aber an vielen Stellen ist dennoch ein praxisnaher Einblick und ein Ausprobieren möglich und die kleinen Unternehmen schaffen an allen sechs Standorten einen Mehrwert. Zudem kann man seine Bewerbungsmappe gleich bei seinen favorisierten Betrieben checken lassen.

Wird die Nacht der Ausbildung einmalig in diesem Jahr stattfinden?

Hannah Jocham: Dieses Jahr startet der Pilot. Sollte dieser gut anlaufen, können wir es uns durchaus vorstellen, dieses Konzept auch im nächsten Jahr wieder durchzuführen.

Worin liegen aus Ihrer Sicht die Vorteile einer Ausbildung gegenüber einem Studium?

Hannah Briechle: Eine Ausbildung ermöglicht eine deutlich frühere finanzielle und auch persönliche Unabhängigkeit. Das Gehalt sorgt für ein geregeltes Einkommen und man lernt Verantwortung zu übernehmen. Der frühe Einstieg ins Berufsleben vermittelt außerdem Praxiserfahrung und gibt Einblicke in reale Abläufe eines Betriebes.

Hannah Jocham: Bei einer Ausbildung wird der praktische Bezug zum Beruf hergestellt und nicht nur in der Theorie durchgenommen. Man wird schneller selbständig und kann sich persönlich entwickeln. Außerdem werden Fachkräfte aktuell händeringend gesucht. Dadurch gibt es super Aussichten auf gute Ausbildungsplätze. Im Anschluss an eine Ausbildung gibt es außerdem vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten, die die gleichen Karrierechancen bieten, wie wenn man studiert hat. Jedoch hat man schon eine gewisse Berufserfahrung und weiß, welcher Bereich einen Interessiert und kann sich somit gezielt weiterbilden.

Auf dem Bild oben (v.l.n.r): Alwin Zengerle (Dethleffs), Hannah Briechle (Früchte Jork), Klaus Butscher (Früchte Jork), Nadia Bellout (Dethleffs), Hannah Jocham (Dethleffs), Katrin Mechler (IMG), Stefan Sutter (Früchte Jork).